Aron von Greifswalds Ende PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Greifswalder Gardist   
Sonntag, 09. November 2003 um 13:00 Uhr
Bericht aus dem Palast vom 9. November 1102


Die Worte triefen wie geronnenes Blut aus meiner Feder, aber das was ich euch nun in meinen letzten Stunden noch schreibe soll Beweis der letzten Taten Arons von Greifswald sein.
Gegen Mittag gelte ein Schrei durch die Gassen Anakustas und selbst wir vermochten ihn in unserer Garnison zu vernehmen. Aron ließ sofort aufsitzen und zog selbst an uns vorbei.
Verzeiht wenn ich nun so offen und aus meinem Herzen schreibe, aber es war als hätte ein alter Wolf den Geruch seines letzten Kampfes vernommen. Häufig hatte er sich beschwert, dass er "nur" die Ehrengarde in Gareth anführte, zu gerne wäre er bei seinen Mannen an der Front gewesen. Viele haben gesagt er hätte seine Tage als Pikenier oder Kavallerist im greifswalder Heer nie vergessen und sich, ihrer immer gut erinnert.

Wir erreichten den Platz an dem das Portal stand und die Heere der Barbaren stürmten raus es waren bestimmt über hundert und sie marschierten auf den Palast zu. Der Klang ihrer Stiefel auf dem Bonden brachte die Erde zum Beben und die Bürger die nicht vor Angst flohen, stachen sie ab wie Vieh. Wir kamen zu spät um einen Trupp Wachen vor ihrem Ende zu bewahren, sie wurden einfach zertreten und die Reihen gingen über sie weg wie über Pflastersteine.
Zwischen den schwarz weißen Fratzen war nicht eine, die Erbahmen oder Mitleid zeigte. Sie waren wie ein einziges Schwert geführt von einem gar mächtigen Krieger der ein sauberen Schnitt in das noch blutenden Fleisch unserer Hauptstadt führte. Angst überkam uns und wir sind wahrlich nicht unerfahren im Kriege.

Doch da zog er an uns vorbei und vermag ich auch nicht in die Vergangenheit sehen, doch an diesem tage in jener Stunde konnte ich das Feuer des alten Herrn von Greifswald sehen - der junge Held und kühne Heißsporn. Es ehrt mich mehr denn je ein Getreuer meines Herren gewesen zu sein und mag die Stunde noch so dunkel sein so lange ich an seiner Seite war, vergas ich jede Angst. Er lies die Feinde fallen, wie das Korn zur Erntezeit. Es war als würde seine Hand von einer göttlichen Führung beseelt - kein Feind vermochte ihm zu widerstehen.

Er schlug eine Schneise in die Reihen und öffnete uns den Weg durch die Reihen.
Als die Menschen sahen das wir durch die Reihen der Barbaren ritten, sie niederschlugen und unseren Weg bahnten um den Palast zu erreichen, da war ein Jubelschrei aus tausend Kehlen.
Vor dem Palast stieg Aron ab und dort konnte man ihn sehen kühn und mit einer Statur wie ein Bär - verzeiht meine Offenheit - kein verspielter Sohn einer anderen Adelsfamilie - nein wie der Vater eines Hauses der den Unhold von seinem Hofe vertreibt so stand er da und wartete auf den Angriff. Wer nun glaubt mein Herr hätte sich in den Hof des Palastes zurück gezogen der irrt, er wartete bis jeder von uns, jeder der Schutz suchte oder bieten wollte den Palast betreten hatte. Glaubt mir wenn seine Augen mich je so angesehen hätten wir er den Feind ansah, ich wäre vor Angst gestorben.

Die folgende Nacht war lang und der Schmerzen reich. Wir kämpften bis zur Erschöpfung und darüber hinaus und als die morgen Sonne auf den Platz des Palastes viel, hatte noch kein Barbar auch nur einen Fuß darauf gestellt. Den Vormittag gab man uns Zeit zu rasten und Aron machte uns Mut, behandelte an uns wie seines gleichen. Keiner von uns fühlte sich wie ein Herzog, aber jeder wie ein Held, denn das war er mehr als nur unser Herzog.

Der Nachmittag kam und mit ihm die nächsten erbitterten Angriffe. Wir hielten das Tor bis sie eine große Ramme holten und es einfach nieder walzten. Danach begann eine schlimme Schlachterei inmitten des Palastes. Ich mag nicht schildern was diese Wesen anrichteten, aber an jenem Abend waren meine Gedanken bei den armen Mägden und Dienern die sich nicht zu wehren vermochten.
Allerdings gelang es uns sie nach erbitterten Kämpfen wieder aus dem Palast zu jagen. Schritt um Schritt trieben wir sie hinaus angeführt von Aron. Wir haben mit viel Blut gezahlt für diesen Sieg, aber wir haben ihn errungen. Wir traten raus auf den Hof und sahen wie die Barbaren die Dornengarde samt ihrer Königlichen Hoheit Dorothea von Rosenstein eingekreist hatten und drohten sie töten. Mit einem letzten Aufbäumen halfen wir unseren ravernischen Brüdern in ihrer Not.

Die nächsten Zeilen verlangen mehr Kraft als mir geblieben ist - Wir schoben uns zwischen die Garde und den Feind und ermöglichten so ihren Rückzug. Man muss zu ihrer Ehrenrettung sagen, das sie nur schwerlich auf Arons Geheiß und nur unter Beschwerde der Königin gegangen sind. Aber ich hätte nicht anders gehandelt wäre es mir oblegen die Königin zu schützen.

Die Barbaren erhielten Nachschub und Aron befahl uns den Rückzug, doch keiner wich von seiner Seite. In dieser Stunde waren wir mehr als nur ein Herr und seine Mannen wir waren wie seine Söhne und kein Sohn hätte seine Vater dort zurücklassen können. Doch zur Mitternachtsstunde wechselten die Barbaren ihre Taktik. Auf einmal hörten wir ein Zischen und dann schlugen Bolzen ein und vor mir fiel Aron von Greifswald - direkt in meine Arme.

Sieben Bolzen ragten aus seiner Brust, ein jeder dick genug um einen wilden Eber zu töten, doch noch immer hob und senkte sich Arons Brust mit der Ruhe eines Bären. Er lächelte mich an und sagte mit der Stimme eines jungen Mannes: "Bring mein Schwert meinem Sohn Leonhard, dem neuen Herzog von Greifswald."

Wir schlugen sie noch an diesem Abend!

Nun da meine letzte Tat erfüllt ist und ich das Schwert samt diesem Bericht meinem Herzog Leonhard von Greifswald am Morgen dieser Nacht geben werde, fühle ich mich sehr müde und kann das Horn meines alten Herren beinah hören.