Amtantrittsrede der Truchsessin von Anakusta PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Ferdinand Federstreich   
Mittwoch, 04. Juni 2008 um 00:32 Uhr

Die Rede eines Kundläufers den man in vielen Städten und Dörfern des Reiches hören kann.

 

Höre Volk, ich will euch berichten von den Dingen, die sich in der Hauptstadt zugetragen haben. Vieles tut sich zurzeit in unserem Lande und ich will euch treu verkünden, was sich neues ereignet hat. Gar sicherlich habt ihr vernommen, dass Stahlberger und Rosensteiner Truppen die Hauptstadt befestigt haben und

nun will ich euch von den letzten Neuerungen Kunde tun. Gar sicherlich habt ihr schon vernommen, dass der Herzog von Stahlberg, der die Stadt zurzeit innehat, seine Schwester Myra von Stahlberg zur Truchsessin von Anakusta eingesetzt hat. Die militärischen Vollmachten zum Schutze der Hauptstadt hat er in die Hände des Barons von und zu Alt-Waldwacht gelegt. Ein Veteran und Kämpe aus den ravernischen Kriegen, der für seine Verdienste für Reich und Krone geadelt wurde. Er dirigiert zur Stunde die weitere Befestigung der Stadt. Doch lasst mich nicht zu weit abschweifen. Zum Amtsantritt hat die Truchsessin sich dem Volke gezeigt und richtungsweisende Worte über die Zukunft des ravernischen Reiches gesprochen. Der Stadthalter Conventiens war auch zugegen und wenn man den Gerüchten glauben schenken mag, soll er ja nun bald mit der Truchsessin vermählt werden. Auch ließ der Erzkanzler der ravernischen Akademie, Fürstbischof Darin von Weiheringen, seine Grüße übermitteln und soll seine Unterstützung zugesagt haben. Doch lasst mich von Anfang an berichten…

Das Volk war auf dem großen Platze vorm königlichen Schlosse zusammengekommen. Es war gedrängt voll, viele waren erschienen um über die Zukunft Raverniens in Kenntnis gesetzt zu werden. Die Bärengarde hatte Aufstellung genommen und eben war es still geworden, da die Truchsessin auf dem dazu hergerichteten Balkon getreten war. Zu ihrer Linken stand der Stadthalter Conventiens, Dijarion Patharis von Tayarand. Wie stets edel und bescheiden gekleidet. Winkte dem Volke gnädig zu und zeigte ein Lächeln. Zu ihrer Rechten Baron Elbrecht in seiner Brünne und mit gegürtetem Schwerte. Sie selbst trug ein hochgeschlossenes dunkles Kleid das reichlich verziert war. Ihr Haupt zierte ein einfacher silberner Reif. Strengen Blickes besah sie die Gekommenen und hob dann die Stimme.

 

„Ravernier hört meine Worte! Viel Ungemach ist in letzter Zeit über uns gekommen. Doch wie stets haben wir ihm die Stirn gezeigt. Mit unerschütterlichem Mute und festem Glauben werden zur Stunde die reichsverräterischen Kinder des Mondes an allen Fronten bedrängt. Es wird nicht mehr lang dauern bis uns unsere Helden die Nachricht unseres Sieges überbringen werden. Und dann werden wir alles daran setzen, das Friede und Eintracht wieder im Reich herrschen werden. Mein Bruder setzte mich an diese Stelle, euch das zu künden.

 

Ich werde in Stellvertreterschaft der Krone, solang der neue König nicht gekrönt wurde, im Sinne des Adels und des Volkes seine Stelle bekleiden um Anakusta und die Institutionen des Reiches zu verwalten. Ich werde den nächsten Kronrat einberufen, wenn sich die Lage des Reiches wieder stabillisiert hat. Der dann wieder unter der Schirmherrschaft des neuen Königs die Geschicke des Reiches lenken wird. Fürderhin gilt es, dass bis zur Ernennung des Königs keine Provinz des Reiches an die Krone Steuerpflichtig ist. Ihnen selbst unterliegt es mit den Steuern ihr Land zu befestigen und nach ihrem Gutdünken zu bemessen was für ihr Land das rechte ist.

 

Ebenso wurde ich in Kenntnis gesetzt das viele Gräueltaten des Krieges nur verübt worden sind wegen eines Infektes der sie dazu trieb. Dieser konnte allerdings von der Akademie ausfindig gemacht werden und wurde vorstrefflichst bekämpft. Dieses zeigt mir aber nun auf, dass es angebracht ist, mit denen, die nur der Krankheit wegen das Schwert wider Recht und Ordnung erhoben, Milde walten zu lassen. Wer reuigen Herzens seine Taten bekennt und seine Waffen niederlegt und seiner religiösen Gruppe entsagt, soll für straffrei erklärt werden. Er muss dazu den Gewaltträgern des Herzogs von Stahlberg, meinen Amtsvollstreckern oder des Stadthalter Conventiens vorstellig werden, dort wird die Sache dann geprüft werden.

 

Zuletzt will ich euch künden worin ich meine Hoffnung fürs Reich stütze: eben jener König von dem ich sprach. Mein Bruder selbst hat ihn geprüft und ihn für redlich befunden. Weshalb er seine Sache vorantreibt, in der Einsicht nur so die gerechte Ordnung in Ravernien wieder hergestellt werden kann. Ich erkenne an euren Gesichtern, dass ihr nicht wisst um wen es sich handelt, aber dem wird schnell abgeholfen sein. Siehe es handelt sich um ein leibliches Kind Dorotheas und Edmund von Leissenwegs. Wer sonst könnte den Thron beerben, denn er der selbst von direkten königlichem Blute ist? Selbst der Weiße Rabe soll kundgetan haben, dass wieder Friede herrschen wird, wenn er den Thron besteigt. Deshalb nun Volk wollen wir alles daran setzen, die Ordnung des Reiches wiederherzustellen, damit der rechtmäßige Nachfolger unser geliebten Königin Dorothea seinen angestammten Platz einnehme und wieder Eintracht und Friede im Reich herrschen.

 

Für ein freies Ravernien! Für Dorotheas Sohn! Für ein vereintes und starkes Reich!“

 

Der Applaus zögerlich erst, da das Volk von den Neuigkeiten wie gelähmt schien, brach alsbald in Hochrufe aus und donnernder Applaus folgte. Eine Weile lies sich die Truchsessin noch vom Volke aufwarten und als diese unter weiteren Hochrufen gegangen war, brach das Volk auf um das Fest zu feiern, das für den heutigen Tag zur Ehre der neuen Truchsessin anberaumt wurde. Und man kann sagen, dass es ausgelassen zuging auf den Strassen Anakustas. Endlich war nach all dem Krieg wieder Hoffnung in Sicht. Und so will ich meine Erzählung auch beenden. Möge diese frohe Kunde die rechten Früchte tragen und alsbald wieder Ordnung im Reiche herrschen.
Zuletzt aktualisiert am Montag, 13. Oktober 2008 um 21:17 Uhr